Trauerrede - Beispiel

Trauerrede - Beispiel

Dienstag, Juli 12, 2022

Beispiel für eine Trauerrede, verfasst für den Abschied vom lieben Franzi:

„Du hast den Lebensgarten verlassen, aber deine Blumen blühen weiter“

Was bleibt, wenn ein Mensch für immer gegangen ist – neben dem Schmerz und der Trauer? Was bleibt von einem 80jährigen Leben mit allen Höhen und Tiefen? Die Geschichte von Franzi, dem Ehemann, dem Papa, dem Opa, wäre schnell erzählt: In Wien geboren und aufgewachsen als Einzelkind mit seiner Mama und dem Stiefvater. Die HAK absolviert, 1965 seine Frau, kennengelernt, 1980 die Firma übernommen, und das Blockhaus geplant. Eine Tochter, 2 Enkelkinder.

Was aber wirklich bleibt, vom Franzi ist das, was ihn als Mensch ausgemacht hat: Humorvoll war er, optimistisch, dankbar, aber auch schnell aufbrausend und manchmal sehr auf sich bezogen. Darf man das sagen? Ja! Dieser Franzi, von dem wir uns heute verabschieden, war ein Mensch mit Ecken und Kanten, mit vielen verschiedenen Seiten, die alle zu ihm gehörten und ihn zu dem gemacht haben, wie wir ihn kennen durften.

Sehr wissbegierig war der Franzi, gescheit im Allgemeinwissen, in der Geographie und bei den lateinischen Pflanzennamen. Immer den Kopf durchgesetzt hat er, durchgebrannt ist er mit seiner Frau, der Hilde, seinem „Weibi“, gegen alle Widerstände, nachdem sie sich im Gasthaus kennengelernt haben. Auch wenn es nicht immer einfach war, war es doch die große Liebe für ihn, so wie auch für sie.

Gemeinsame Autoreisen nach Spanien, Norwegen, Schweden und viele Jahre in die Toskana. Einmal mit einem kaputten Auto, aber er wollte sich diese Reise nicht nehmen lassen, deshalb sagte der das der Hilde erst, als sie wieder daheim waren.

Das Fliegen lag ihm gar nicht, aber im Auto verbrachte er gerne und viel Zeit. In Erinnerung bleibt wohl in diesem Zusammenhang auch der Sommerurlaub in Tirol, Zitat von Enkelin Nina: „wo ma ewig lang a kurvige Strecken raufgfahren san, und auf einmal a Sackgasse war, und wir fast net umkehren ham können.“

Das Haus, das sie gebaut haben, war nicht nur ein Haus, sondern ein Lebenstraum, der erfüllt wurde. Trotz der finanziellen Doppelbelastung nach der Geschäftsübernahme ist aus dem gemeinsamen Haus ein Heim geworden, das der Tochter und auch den Enkerln ein Heim ist. Geschaffen von Franzi und seiner Hilde. Selbst geplant und den riesigen Garten gepflanzt.

Die Geburt von seinem Enkerl Nina war eines der schönsten Ereignisse in seinem Leben, sie brachte seine ganz weiche Seite zum Vorschein, die er ansonsten manchmal gern ein bisserl versteckt hat. Auch Markus, das zweite Enkerl, war sein ganzer Stolz – in seinen Erfolgen beim Motorradfahren sah er seinen eigenen Ehrgeiz wieder.

Mit seinem Schäferhund Rex verbrachte er viel gemeinsame Zeit und gewann sogar Preise mit ihm. Einen besonderen Platz in seinem Herzen hatte wohl Kater Bärli, den er als schönstes Geburtstagsgeschenk zu seinem 70er bezeichnet hat, zu seinem 75. hat er sich nochmals für Bärli bedankt, es war also wohl eine Herzensangelegenheit und tiefe Zuneigung zwischen den beiden.

Die größte Leidenschaft waren aber die Pflanzen, sein Garten und sein Geschäft. Blumen fotografieren, Pflanzen am Wiener Großmarkt kaufen, Pflanzen setzen und beim Wachsen zuschauen, selbst dann, als er schon im Rollstuhl saß. Was für ein schöneres Bild kann es geben für das Leben vom „Blumen-Opa“.

Was also ist es, was bleibt vom Franz? Die kleinen Dinge: Das Blumen einkaufen mit dem Opa. Das gemeinsame Millionen-Show schauen. Das Jausnen, draußen auf der Terrasse. Die Liebe für Kaffee, gutes Essen und Wein. Seine Leidenschaft, seine Freude an den Menschen, Tieren und Pflanzen, die ihm am Herzen lagen.

Die Erinnerung an eben das, was ihn ausgemacht hat. Die Dankbarkeit von Hilde und Tochter Helga, dass sie seine letzten Momente mit ihm verbringen durften. Zu sehen, dass er friedlich und zufrieden eingeschlafen ist.

Die Freude über die gemeinsam verbrachte Zeit, und die heilsame Gewissheit, dass er seine letzte Ruhe in einer Urne aus Tannenholz gefunden hat, in seinem letzten Zimmer, das seine Liebe und Verbundenheit zur Natur widerspiegelt.

Schmerz und Trauer dürfen heute ihren Platz haben. Tränen, weil er nicht mehr da ist. Weil er nicht mehr wiederkommt. Der Abschied fällt schwer. Doch lasst auch die Gewissheit heute da sein, dass vieles von ihm bleibt. In der Erinnerung an ihn. In seiner Tochter und den Enkerln. In allem, was die lange Ehe mit der Hilde ausgemacht hat, und in seinen Sträuchern und Bäumen. Wenn sich in die Tränen ein Lächeln der Erinnerung mischt, dann ist wieder ein Stückerl von ihm da bei euch, vom Franzi.

„Du siehst den Garten nicht mehr grünen, 
du siehst die Blumen nicht mehr blühen
Hast stets geschafft, manchmal gar über deine Kraft
Alles hast du gern gegeben,
Liebe, Arbeit war Dein Leben
Du hast ein gutes Herz besessen,
nun ruhe still und unvergessen.“  

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